Mülhausen's Wappenschild

Published by Edelsasz under , on 06:24

Ihr les't in alten Mähren
Wie Etzel vom Hünneland
Mit seinem wilden Heeren
Getobt am Rheinesstrand.
Verheeret und verlassen
Stand Anger da und Haus,
Es zogen die armen Gassen
Nach fernen Landen aus.

Kam auch am Wanderstabe
Ein Müller in's Alsaland,
Auf dem Rücken die leichte Habe,
Sein Töchterlein an der Hand;
Er sah die weiten Auen,
Die Ill so klar und rein,
Und sprach: Hier lass uns bauen
Ein Hüttschen still und klein.

Da fällt die Rieseneiche
Der Greis mit Jünglingsmuth;
Er führet kräftige Streiche
Und hämmert und meiselt gut.

Bald ist das Werk am Ziele:
Es steht am Flutgebraus,
Mit flinkem Räderspiele,
Ein luftig Mühlenhaus.

Den Bau besieht mit Freude
Der rüft'ge Müllergreis;
Er fichtet das Getreide
Und mahlt mit regem fleiss;
Das holde Mägdelein gehet
Dem Vater rasch zur Hand,
Sie sammelt ein und säet
Und baut das Haideland.

Einst auf der Thürenschwelle,
An kalten Wintertag,
Ein junger Kriegsgeselle
Erschöpft und müde lag.
Sein hartes Loos er klaget -
Da spricht der Greis: " Tritt ein !
Du sollst, wenn dir's behaget,
Mein Müllerbursche sein !"

Dem Burschen hat's gefallen
Er in der Mühle blieb,
Er thät gar fleissig mahlen
Und war dem Müller lieb.
Er aber trug wohl immer,
Das Mägdlein in dem Sinn,
Und sein vergass auch nimmer

Wohl mag Euch klar nun scheinen
Warum nach kurzer Frist
Aus dem Müllerhaus, dem kleinen,
Ein Dorf erblühet ist.
Das Dorf, das wuchs in Bälde
Heran zur schmucken Stadt,
Drin glänzt in weissen Felde
Noch jetzt das Mühlenrad.

Fr. Otte


Freie Sage. Das Wappenschild Mülhausens ist ein rothes Mühlrad auf weissen Felde. - Mülhausen liegt im Kanton Altkrich, an der Strasse von Strassburg nach Basel, am Rhein- und Rhonekanal, an der Ill; die Eisenbahn von Strassburg nach Basel hat hier eine Hauptstation. Die Bevölkerung beläuft sich jetzt wohl weit über 20 000 Einwohner. Das Fabrikwesen hat hier einen hohen Grad von Vollkommentheit erreicht und die Stadt zu einer der wichtigsten Frankreichs erhoben. Das neue Quartier ist riech an herrlichen Gebäuden; das grösste ist das der Société industrielle gehörige Haus, in welchem sich reiche Musäen befinden. - Von Mülhausen gescheht zuerst Meldung in dem Stiftungsbrief des Klosters von St. Stephan in Strassburg von Jahre 717, wo Mülhausen unter die Güter dieses Klosters gerechnet wird. Augsutiner-Einsiedler hatter vor der Bildungs des Ordens an der Ill ein Haus und eine Mühle gebaut und, nach einer alten Ueberlieferung, dem Orte Ursprung und Namen gegeben; Im Jahre 1789 wurde die Stadt mit Frankreich vereinigt, nachdem sie bis zu dieser Zeit einen kleinen Freistaat gebildet, der zu der Schweiz gehörte. Sie ist die Vaterstadt des berümten Mathematikers und Astronomen Joh. Heinr. Lambert, dessen Denkmal auf dem kleinen Platze steht, der jetz seinen Namen trägt.

 

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