Der Knabe von Hüningen

Published by Edelsasz under , on 05:21

Hüningen ist ein berühmter Ort,
Hatt' ehmals Gräben, Wäll' und Mauern;
Die festen Werk' sind alle fort,
Sie hätten können länger dauern.

Die Stadt war einst so schrenckenvoll,
Wie später nicht vor Nordens Heeren;
Ihr bracht' ein Wolf, ungehend toll,
Auf Anger und Weide gross Zerstören.

Er trank der Schaf' und des Hirten Blut,
Sprang untern Wall auch auf die Städter,
Sie starben kläglich an der Wuth;
Da war viel Beten, keiner Erretter.

Schlüpft' einmal in der Früh hinaus
Der schönste Knab', der wollte spähen;
Er musste gleich den harten Strass
Mit dem Wolf, der lechzend Art, bestehen.

Das Unthier fiel den Kühnling an,
Dass Hände straff den Pelz ihn fassen.
Jetzt schon berührt vom giftigen Zahn,
Will er's doch nicht entrinnen lassen.

Zur Schildwach' an die Brücke schallt
Des Knaben Ruf: "Ziel' auf den Würger,
Ich halt' ihn fest. "Die Flinte knallt;
Sie traft geschickt und nicht den Bürger.

"Der Wolf ist todt. O braver Mann,
Du siehst, ich bien von Scheusal blutig.
Dein Pulver nur mich heilen kann,
Ziel jetzt auf mich und feure muthig."

"Du Heldenbub, dir soll geschehn
Was rühmlich, schrie der Wehrmann bieder,
Sollst nicht als Toller sterben gehn."
Der Schnurrbart legt' den Jüngling nieder.

Ach, Einem brach das Schicksal arg
Den künft'gen Stab der Greisenjahre !
Der Vater lächelt' auf den Sarg,
Viel Mütter weinten um die Bahre.

August Lamey


 

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