Der Firstmiss.

Published by Edelsasz under , on 05:29

Der Firstmiss, ein See vor langer Zeit,
Zum wüsten Moor ist geworden heut',
Einst barg er ein kristallen Schloss,
Und stolzer Geister bösen Tross.

Die Engel Gottes sahn das Spiel,
Und ihnen dies nicht wohlgefiel,
Sie zerschmissen drob das Wunderhaus,
Und füllten den See mit Felsen aus.

Ueber diese legte sich fauler Moor,
Draus rinnt doch eine Quelle hervor,
Und stöhnet durch die schwarze Nacht,
Vom ängslichen Irrlicht still bewacht.

Als noch der See war tief und hell,
Wenn Einer schaute in die Well',
Da fuhr oft aus dem Abgrund herauf
Ein goldener Wagen in schnellem Lauf.

Wer wagt sich in den See hinein,
Hinab zu jenem goldenen Schein ?
Wer zieht den Schatz heruas an's Land ?
Er funkelt so prächtig nah am Strand.

Doch der, der frisch hinuntersteigt,
Wenn ihm in Wörtlein nur entleucht,
Verfällt in der Geister arge Macht,
Der Wagen reisst ihn in Todesnacht.

Drei Brüder kommen kack daher,
Sie lockt der Preis an Golde schwer,
Sie tauchen in den See hinen,
Geblendet von dem fremden Schein.

Die Aeltesten fassen die Deichsel an,
Der Jüngste dreht die Räder voran,
Gewillig geht der Wagen fort,
Schon ist er nah dem grünen Bord.

Da rollt von Bergeshöh'n ein Stein
In's leichte Räderspiel hinein,
Der Wagen hält - "zieht nur voran,
Der Jüngste rief's - dann ist's gethan !"

Und wie das Wort dem Mund entfloh'n;
Da sausen alle Räder schon;
Die drei Brüder umjauchzt das Fluthengebraus,
Der goldene Wagen kehrt nach Haus.

Gustav Mühl.

Roland und Emma.

Published by Edelsasz under , on 02:28

Sankt Emmakirche steht allein
Im Münsterthal auf hohem Stein.
Da wandelt nächtlich bleich und mild,
Wartend das schönste Jungfernbild.

Sie singt ein Leid hinab in's Tahl,
Bächlein und Vöglein hören's zumal;
Es singt's in die Runde die Felsenwand:
Das Lied der Lieb' um Held Roland.

Das Lied vom Thale von Ronceval,
Das Lied von des grossen Rolands Fall:
Und wenn das Lied hald ist verhallt,
So hebt sich empor ein Riesengestalt.

Durch die Nacht ein Harnisch funkelt hell,
Zwei Herzen fliegen zusammen schnell.
Die sich hatten verloren auf kurze Zeit
Hat Liebe vereint in Ewigkeit.

August Stöber.

Die Zauberfische im Bölschensee.

Published by Edelsasz under on 02:17

Im Bölchensee schwimmen gar gräuliche Fisch',
So möcht' ich keinen auf meinem Tisch.

Sie haben langen, geringelten Schwanz,
Von den Schuppen blitzt ein seltsamer Glanz.

Der Eine hat eine Affenfratz',
Der Andre Ohren wie eine Katz'.

Der Dritte hat einen Drachenleib,
Der Vierte Brüste wein ein Weib.

Sie winden sich oft am Gestad hinan,
Und packen ein Schäfchen mit spitzigem Zahn;

Und schleifen's hinab in die tiefe Fluth,
Und saugen ihm aus das warme Bluth.

Und oft in schwarzer Wetternacht,
Wenn der Donner durch die Berge kracht,

Da spielt im See ein Leuchten grün,
Drinn wimmeln die zappelnden Larven hin.

Und plötzlich schesst aus den Wellen schnell
Hervor die alte Riesenforell !

Sie misst wohl dreissig Klaster gar,
Ihr Alter st mehr als fünfhundert Jahr !

Fischkraut und Moss seit langer Zeit
Haben um sie gewoben ein grünes Kleid.

Auf'm Rücken wächst ihr ein Tannenbaum
Umhangen mit weissen Perlenschaum.

Und Alles flieht aus ihrer Näh',
Umschwimmt sie stolz den ganzen See.

Doch wenn die Blitze ausgesprüht,
Die Wetterwolke vom Bölchen zieht,

Dann erlischt im Wasser der grüne Schein,
In die Tifen tauchen die Fische ein.

Gustav Mühl.

Der Knabe vom Bölchensee.

Published by Edelsasz under , on 02:09
1.

Dem goldigblauen Käfer nach,
Der durch den Wald geschwirrt,
Zum wilden See, zum Bölchensee
Hat sich die Wald verirrt.

Die Wange glüht, dans Herzlein bebet,
Tief athmend sinkt sie hin;
Sieht ab und an, mit hellem Schlag,
Die dunkeln Wasser ziehn.

Da taucht empor zum Wellenschoos
Ein goldig Lockenhaupt,
Mit Augen blau krystallenklar,
Mit schilf'nem Kranz umlaubt.

Zu füssen Grusse öffnet sich
Des Knaben rother Mund,
Zwei weise Arme streckt er aus,
Und sinkt zurück zum Grund;

2.

Das Mägdlein tief im Fieber brennt.
Am Bett die Mutter wacht:
"Ach Mütterlein : ach Mütterlein !
Das ist die letzte Nacht !

"Den Knaben aus dem Bölchensee
Den hab ich heut geschaut,
Er sprach so füssen Liebesgruss,
Und ich bin seine Braut !"

Und horch ! es rauscht wie Fluthgebraus,
Es flirrt am Fensterlein;
Ein lockig Haupt, ein helles Aug'
Schaut in das Kämmerlein.

Und draussen, wild, im Mondesglanz,
Ein Hochzeitreigen fliegt,
Das Mägdlein lächelnd, todestill,
Sich in die Kissen schmiegt.

August Stöber.

Das Blümenthal.

Published by Edelsasz under , on 01:57

Noch lag im Alsalande des Heidenthumes Nacht,
Hoch hielten auf den Bergen die Götzentempel Wacht,
Es glänzte keine Aehre, die Felder lagen brach
Und rastlos zog der Jäger des Ures Fährte nach.

Da kam von fernem Strande ein Mädchen einst daher,
Zu predigen im Land die heil'ge Christuslehr;
In einem Thale düster und schaurig wie ein Grab,
Legt sie, der Wallfahrt müde, bald nieder ihren Stab.

Da predigt sie dem Volke, das ungezähmt und wild
In Wald und Klüften hauste, das Wort, vom Geist erfüllt.
Sie lenkt von Erdentande hinweg den düstern Sinn
Und reichet Lebenswasser der durft'gen Menge hin.

Das Wort, das sie gelehret, - mit wunderthät'ger Macht
Hat es in jde Herzen ein helles Licht entfacht:
Es schwand der Aberglaube, der lang den Sinn bethört,
Zum Urqeull aller Güte, hat Jeder sich gekehrt.

Da sanken bald die Tempel; es schwang mit leichtem Knauf
Manch hoher Münsterrecke an ihrer Statt sich auf. -
Als neu die Saat gediehen, da schickte sich zu ziehen
Die Magd, die Gottgesandte, nach andern Landen hin.

Sie sprach manch Wort des Trostes zur glaub'gen Christenschaar,
Und zog am Stabe weiter. Da schien es wunderbar,
Dass wo den Fuss sie setzte, da ward die Haide grün,
Da sah man aus dem Sande manch Blümlein hell erblühn.

Darauf ist sie entschwunden mit thränenfeuchten Blick...
Wohl ist ihr Segen bleiben, doch sie kam nie zurück,
Das Thal wo sie gewandelt im schönen Alsaland,
Es wird seit jenem Tage das Blumenthal genannt.

Fr. Otte.

Der schwarze Hirsch.

Published by Edelsasz under , on 01:42

Im Thale dahinten, welch' donnernder Schall,
Da ist das Bockloch, der Wasserfall,
Wie stürzen die platzenden Fluthen herab,
Und entspringen unten dem felsigen Grab !

Hier jagten die Herren von Wildenstein,
Vom Hörnerklang tönte bis Abend der Hain,
Es flüchtete schnell das geweckte Wild
Weit in die Ferne von Schrecken erfüllt.

Manch' Hirschlein von Jagdzug eingeengt,
Ward bis zum Wasserfall hingedrängt;
"Halloh !" - es sprang von der Felsenwand,
Zerschlagen in blutigen Wellen es schwand.

Einst jagte Graft Ruprecht von Wildenstein
Auf raschem Renner im Forst allein;
Richts hatt's er geschossen und rit schon lang,
Da rauschten im Walde die Bäume so bang:

Ein schwarzer Hirsch aus felsigem Haus
Tritt zwischen den finstern Tannen heraus,
Er stellt das Geweih hoch über das Haupt,
Dass es die zitternden Zweige entlaubt.

Dzs Geweih ist so zackig, gewunden, krumm,
Die feurigen Augen drehn sich herum,
Sie bannen das Ross in siebrischen Krampf,
Aus der Rase qualmt ein glühender Dampf.

Der Ritter stösst in's gellende Horn,
Und stachelt das Ross mit blutigem Sporn,
"Wohlauf, ein seltsam' Wild, fürwahr,
Ein ries'ger Hirsch mit schwarzem Haar !"

Der Hirsch, er schwebt vom Felsenrand
Hinüber an das andre Land,
Das Pferd, es springt vom Felsenrand
Und Ross und Reiter in Fluthen schwand.

Es schaut der schwarze Hirsch hinab
Und blicket in das wogende Grab,
Ruht dann behaglich auf grünem Rain:
"Jetzt ist des Frevlers Seel mein !"

Gustav Mühl.

Der Aerolith von Ensisheim

Published by Edelsasz under on 01:22
Alte Inschrift.

Tausend vierhundert neunzig zwei
Hört man allhier ein gross Geschrei,
Dass jenächst draussen vor der Stadt
Den siebenten Wintermonat
Ein grosser Stein bei hellem Tag
Gefallen mit einem Donnerschlag,
An dem Gewicht dritthalb Centner schwer,
Von Eisenfarb, bringt man ihn her
Mit stattlicher Procession,
Sehr viel schlug man mit Gewalt davon

1492, le 7 novembre, tomba du ciel près d'Ensisheim une pierre dans un bruit de tonnerre. D'apparence métallique, cet aérolithe pèse 3,5 Zentner (quintal impérial) soit 127 kg selon les sources.

Der Freier auf dem Schlosse Freundstein

Published by Edelsasz under , on 00:52
Der Geroldsecker kam zu frein
Des alten Freundsteins Töchterlein.

Der Alte gab ihm kurzen Bescheid,
Und kalt verschmäht ihn die holde Maid.

Nun dachte der Graf von Geroldseck:
Euch zwing' ich mit Gewalt und Schreck.

Drauf zog er dräuend in Waffen schwer
Mit seiner reisgen Schaar daher.

Sie stürmen und schleudern Schuss auf Schuss,
Bis dröhnend die Beste stürzen muss.

Frohlockend zog der Freier ein:
"Nun hab' ich erobert die Liebste mein !"

Doch als er jubelnd ritt durch's Thor,
Der Freudenstein sprengte zur Mauer vor.

Es sass auf sein Rosse fest,
Das Töchterlein in die Arme gepresst.

Und als er dass Pferd mit den Sporen stach,
Sprang's über die Brustwehr hinunter jach.

Der Freier stieg auf den Wall in Haft,
Es sah's - da hat ihn der Schwindel gefasst.

Zerschellt bei den Andern liegt sein Gebein -
Nun har er erobert die Liebste sein.

Adolf Stöber
Le belliciste comte de Geroldseck désirait s'approprier la fille du seigneur de Freundstein, prénommé Galswinthe. Il mit la contrée à feu et à sang et assiègea le château de Freundstein à l'aide de son imposante armée. Devant le pont-levis, il n'y a plus qu'un ravin qui le sépare de Galswinthe. Devant le danger imminent, le seigneur du Freundstein, sa fille sous son bras, chevaucha son cheval (blanc dit-on) et tenta de sauter l'immense ravin, mais il s'abîmèrent en contre-bras, causant leur perte. Geroldseck, lui, pris de vertige et de chagrin, tomba lui aussi dans le ravin. Il repose aux cotés de Galswinthe pour l'éternité.

Die Zauberin

Published by Edelsasz under , on 00:31

Von dem Thaner Münster nieder hallt die Todtenglocke bang,
Schweigend in's Gebet ergossen horcht das Volk dem ernsten Klang.
Sich', die Henkensknechte schleppen aus dem Dom ein altes Weib,
Eine Zauberin der Hölle, starr, mit tiefgebognem Leib.

Dies Weib, es hat gefündigt, that verbotne Weisheit kund,
Hat gescloffen mit der Höle, mit den Gesitern einen Bund;
Schau' wie ihre Augen funkeln, wie ihr Haar im Winde wallt,
Wie die Erde sie verfluchet und die Fäuste grimmig ballt !

Ihr Verbrechen soll sie fühnen durch den graufen Feuertod,
Dort, wo himmelan die Flamme aus dem Scheiterhaufen lohn
"Und die Menge weicht zurücke und das Weib in wilder Luft
Steigt hinauf, als wie im Wahnsinn, schlägt sich an die bürre Brust.

Und sie dehnt sich hoch und höher, reckt empor den alten Leib,
Blickt mit grimmem Lachen nieder auf das Volk, eun Riesenweib.
Und es kreuzet sich Menge, doch die Alte ballt die Faust,
Ihre Rede klint wie Sturmwind, wenn er durch die Föhren faust.

"Ja ich bin's - so ruft sie gellend - die mit bösem Zaubertrug
Auf die Erde niderbrachte Unheil, Schmach und Götterfluch !
Bin der Hölle längst verfallen, steh' mit ihr in festem Bund.

"Schon seit sieben Jahren liegen eure Felder öd' un kahl,
Aus der trüben Wolke nieder lachte nie ein Sonnenstrahl;
Keine Sichel hat geklungen, keine Blume hat geblüht,
An dem Weinstock hat, dem dürren, keine Traube euch geglüht.

"Wer es that und wer's verschuldet ? Wer das Uebel euch gesandt ?
Niemand anders als ich selber, wel ihr schnöde mich verkannt,
Weil ihr..." doch die Rede stocket und dei Flamme prasselt wild
Und das Glutmeer hat verschlungen längst das alter Herenbild.

Und die Menge steht und lauschet. Niederwallt des Rauches Flor
Und ein Vogel schwarz und grausig schwingt sich aus der Glut empor.
- Sieh( da theilen sich die Wolken, freundlich glänzt der Sonne Strahl,
Und die Erbe schmückt mit Blüthen und mit Früchten sich zumal.

Hell' erklingen Vögleins Lieder, blumenreich prangt das Gefild
Und der Weinstock lohnt mit Wucher und die volle Garbe schwillt;
Alle Quellen rauschen wieder, da der Schmerzenborn zerrann:
Heisse Dankgebete steigen aus dem Münster himmelan.

Fr. Otte.

Masmünster

Published by Edelsasz under , on 06:02

Herr Maso schaut von Ringelstein
Spät Abends in das Thal hinein
Noch ist sein Söhnlein nicht zu Haus
Und die Wolken sind so trüb und kraus.

Es weil das junge Knäblein so gern
Im Kloster, bei den frommen Herrn;
Da hängt es an der Lehrer Mund
Und flieht die Spiele in Waldesgrund

Doch niemals blieb es aus so lang,
Drum wird dem Vater weh und bang;
Er ruft zusammen der Knechte Hauf':
"Geht, sucht mir mein leibstes Knäblein auf !"

Bald kehr zurück ein Diener treu:
"Herr Graf, Herr Graf, steh' Gott Euch bei !
Dort an der Ill zerriss'nen Strand,
Ich todt euer liebstes Söhnlein fand."

Der Graf, er traut dem Worte kaum,
Er meint ihn neck' ein böser Traum,
Da bringen sie ihm sein Kindlein dar -
Er zerreisst sein Kleid, zerrauft sein Haar.

Er drückt es so fest an seine Brust:
"Wach' auf, du meine einz'ge Luft!"
Das Kindlein aber erwachet nicht,
Und das Herz dem armen Vater bricht.

Das Kindlein ward in der Morgenstund
Versenket in den kühlen Grund.
Der Graf leiss drüber ein Münster bau'n,
Gar stolz und herrlich anzuschau'n.

Das schwang aus düsterm Föhrenkranz
Die Zinnen auf mit hellem Glanz,
Sah weit hinein in's Alsaland,
Und Maso's Münster ward's genannt.

Drin weilt' der Grafe früh und spät,
Die Hände gefaltet, im Gebet,
Bis man ihn einst im kühlen Grab
Das liebe Söhnlein wieder gab.

Fr. Otte.

Le Comte Maso, du haut de son château du Ringelstein, attend son fils qui tarde à rentrer. Ce dernier est parti jouer dans la forêt. Inquiet, le seigneur envoie ses serviteurs qui partent à sa recherche et retrouvent sur la rive de l'Ill le corps de l'enfant. Le Comte, dans un immense désespoir, essaye de le ranimer... en vain. Frappé par le malheur, il fit ériger une abbaye, Maso's Münster, litt. l'abbaye de Maso, d'où l'origine du le nom de la ville Masevaux (Masmünster) où il pria longuement Dieu pour qu'il le lui rende. Le corps de son fils y repose en paix dans un sarcophage.


Der Sternsee im Masmünsterthale

Published by Edelsasz under , on 04:13

Ein Knäblein spielt in heller Nacht
Am See auf grüner Haide,
Es starret in die Sternenpracht
Mit unnennbarer Freude.
Da sieht es von der lichten Höh'
Ein Sternlein niedersinken,
Hinunter fiel es in den See,
- So will's das Kind bedünken.

"O Sternlein lieb, o Sternlein klein,
Bist in den See gefallen !
Erloschen ist dein heller Schein,
Darfst nicht mehr oben wallen !"
Das Knäblein nimmt zum See den Lauf,
Wohl möcht' es gerne weinen,
Da siehst im Wasser es zu Hauf'
Viel andre Sternlein scheinen.

"Ihr Sternlein klein und wunderschön,
Nicht sollt ihr da verkommen..."
Es bückt sich nieder von den Höh'n,
Und ist nicht wiederkommen.
- Noch siehst du in dem See bei Nacht
Die gold'nen Sterne flimmern,
Und mitten unter ihrer Pracht
Ein bleiches Antlitz schimmern.

Fr. Otte.

Un jeune garçon jouait sur le lande près du lac des Perches (Sternsee), contemplait la nuit venue la beauté des étoiles. Il en aperçut une qui tomba dans le lac. Mais l'étoile s'éteignit et l'enfant s'en alla en pleurant à chaudes larmes. Tout à coup, une myriade de petites étoiles brillèrent dans le lac. Curieux, il se pencha pour les saisir mais tomba dans l'eau et se noya dans ses eaux profondes. On raconte que si l'on voit la nuit les étoiles scintiller dans le lac, l'on peut aussi voir le reflet du visage de l'enfant.

Das Davidsbrünnlein

Published by Edelsasz under on 02:50

Nach Schätzen gräbt im dichten Wald
Ein Mann so düster und so alt.

Er gräbt wohl schon die dritte Nacht
Und hat noch keinen Fund gemacht.

Die Geister ruft er keck herbei:
"Ihr Gnomen und Zwerlein steht mir bei !"

"Zu Haufe da harren in Kummer und Noth
Mir Weib und Kindlein und schreien nach Brod."

Nicht länger trag' ich der Sorgen Last,
Helft mir, eh' mich Verzweiflung umfasst."

Die Geister vernehmen's; aus klassendem Spalt
Steigt herauf eine bleiche, hohe Gestalt.

Sie reckt die weiss Hand empor:
"Lass ab zu graben und sei kein Thor !

"Nach Gold zu graben, lass ab, lass ab !
Du gräbst dir, o Greis, dein eignes Grab.

"Denn wisse, verfehmt ist diese Statt
Wo der Sohn den Vater erschlagen hat."

Der Greis, er hat's vernommen kaum,
Er weiss nicht ist's Wachen oder Traum.

Er fährt wohl emsig zu graben fort
Und spricht manch gewichtig Zauberwort.

Doch sieh' ! was glänzt dort unten so blank ?
"Eine Ader von Gold, hab' Dank, hab' Dank !"

Er beugt sich froh in die Tiefe hinab,
Da rollt ein Felstück auf ihn herab.

Gesunden, wie's die Fee gebot,
Hat drunten er den ew'gen Tod.

Un sieh' da sprudelt an jener Stell'
Mit Eins empor ein luft'ger Quell.

Geschwätzig rausch er über Sand;
Und bringt die Mähr in's Alsaland.

Fr. Otte.

Das Davisbrünnlein ist erst seit wenigen Jahren verschüttet. Das Volks weiss ein Menge Sagen von demselben.

Dans une sombre forêt, un vieillard creuse depuis trois nuits afin de trouver un trésor. Mais les esprits, gnomes et les lutins, lui ordonne de jeter sa bêche. Néanmoins, le vieillard ne sachant distinguer la réalité du rêve, continue son labeur tout en récitant des formules magiques et découvre finalement un filon d'or. De joie, il se penche et un rocher vint le frapper mortellement. Il tombe dans le trou. Les esprits l'avaient pourtant prévenu: en creusant pour trouver ce trésor, c'est sa propre tombe qu'il a creusé ! Il repose pour l'éternité dans la fosse et depuis, jaillit à cet endroit une source très vive, nommée fontaine de David, aujourd'hui tarie.

Der Kreuzregen

Published by Edelsasz under , on 02:22

Das war ein schlimmer Abend im schönen Alsaland,
Alsa glühend roth am Himmel ein dunkles Nordlict stand,
Und als sich drauf die Wolke, die riesige, erschloss
Und aus dem finstern Schoosse viel Kreuze niedergoss ! -

Und Wer ein Kreuz berühret und Jeden den es traf,
Dess Haupt neigt sich zur Stunde zum tiefen Todesschlaf:
Da hat manch Kreuz, manch schwarzes, das grüne Thal bedeckt,
Da hat die Todessichel viel Garben hingestreckt.

- War damals eine Hochzeit auf grünem Wiesenplan,
Die Braut sie schmiegte traulich dem Bräutigam sich an.
Die Hörner schollen fröhlich, die Geigen klangen hell.
Es schwang die hüblichen Dirnen manch luftiger Gesell.

Da kam der böse Regen. Vom Himmel fielen schwer
Auf alle Gäste nieder die schwarzen Kreuze her.
Und alle Zecher sanken, von schneller Tod erreicht,
Und jede rothe Rose zur weissen ward gebleicht.

Da ist der Klang verscholen, der Fidler Arm erschlafft,
Die Saiten all' gesprungen, entschwunden jede Kraft.
Die Kreuze hatte schnelle, das junge Glück zerstört,
Der anger glich dem Friedhof... Kein Laut ward mehr gehört.

Das war ein schlimmer Abend im schönen Alsaland,
Alsa glühend roth am Himmel ein dunkles Nordlict stand,
Und als sich drauf die Wolke, die riesige, erschloss
Und aus dem finstern Schoosse viel Kreuze niedergoss ! -

Fr. Otte.

Un terrible soir en Alsace on vit le ciel rougeoyé, une sombre lumière venue du Nord et d'immenses nuages firent pleuvoir des croix qui frappèrent de mort toute les espèces vivantes. Les vertes vallées devinrent noires. On raconte qu'un heureux mariage fut célébré ce jour; les époux et les convives périrent sous la pluie de croix noires et les roses, elles, furent blanchies.

Das Mährchen vom Mönche der gehangen wird

Published by Edelsasz under on 01:52

Der Mönsch sitzt vor dem Klosterhaus:
"Schön Mägdlein gieb mir den Veilchenstrauss."

"Schön Magdlein, die Lilienhand mir gieb
Und lass mich sie drücken, du bist mir lieb !"

"Schön Mägdlein, gieb mit dem Rosenmund
Einen warmen Kuss mir, das macht mich gesund !"

""Herr Prior, die Nelken und Veielein
Gehören dem Allerliebsten mein.""

""Und Mund und Hand, mein hoher Herr,
Die sind ja nicht mein eigen mehr !""

"So lass dir denn sagen... versteht mich recht,
Du weisst... ich bin Prior und... Gottes Knecht !"

""Ei ! hol Euch den Henker,"" das Mädschen schilt.
Und horch ! welch Gekreisch die Luft erfüllt !

Ein unsichtbare Hand erfasst
Das Mönchlein und hängt's an einen Ast.

Da magst du nun zappeln, dich wenden und drehn,
Herr Prior ! Herr Prior ! 's ist um dich geschehn !

- Seit dazumal hat - wie die Chronika sagt -
Kein Mönsch sich mehr an ein Mädel gemacht.

Fr. Otte.

Un moine est épris d'amour pour une jeune fille mais cette dernière refuse toute avance. Cependant le moine insiste et joue de son statut de clerc et de serviteur du Seigneur. Sacrilège ! Le ciel tonne et une main invisible attrape le moine et le suspend à une branche. On raconte que depuis cet évenement, plus aucun moine n'aborda de fille.

Mülhausen's Wappenschild

Published by Edelsasz under , on 06:24

Ihr les't in alten Mähren
Wie Etzel vom Hünneland
Mit seinem wilden Heeren
Getobt am Rheinesstrand.
Verheeret und verlassen
Stand Anger da und Haus,
Es zogen die armen Gassen
Nach fernen Landen aus.

Kam auch am Wanderstabe
Ein Müller in's Alsaland,
Auf dem Rücken die leichte Habe,
Sein Töchterlein an der Hand;
Er sah die weiten Auen,
Die Ill so klar und rein,
Und sprach: Hier lass uns bauen
Ein Hüttschen still und klein.

Da fällt die Rieseneiche
Der Greis mit Jünglingsmuth;
Er führet kräftige Streiche
Und hämmert und meiselt gut.

Bald ist das Werk am Ziele:
Es steht am Flutgebraus,
Mit flinkem Räderspiele,
Ein luftig Mühlenhaus.

Den Bau besieht mit Freude
Der rüft'ge Müllergreis;
Er fichtet das Getreide
Und mahlt mit regem fleiss;
Das holde Mägdelein gehet
Dem Vater rasch zur Hand,
Sie sammelt ein und säet
Und baut das Haideland.

Einst auf der Thürenschwelle,
An kalten Wintertag,
Ein junger Kriegsgeselle
Erschöpft und müde lag.
Sein hartes Loos er klaget -
Da spricht der Greis: " Tritt ein !
Du sollst, wenn dir's behaget,
Mein Müllerbursche sein !"

Dem Burschen hat's gefallen
Er in der Mühle blieb,
Er thät gar fleissig mahlen
Und war dem Müller lieb.
Er aber trug wohl immer,
Das Mägdlein in dem Sinn,
Und sein vergass auch nimmer

Wohl mag Euch klar nun scheinen
Warum nach kurzer Frist
Aus dem Müllerhaus, dem kleinen,
Ein Dorf erblühet ist.
Das Dorf, das wuchs in Bälde
Heran zur schmucken Stadt,
Drin glänzt in weissen Felde
Noch jetzt das Mühlenrad.

Fr. Otte


Freie Sage. Das Wappenschild Mülhausens ist ein rothes Mühlrad auf weissen Felde. - Mülhausen liegt im Kanton Altkrich, an der Strasse von Strassburg nach Basel, am Rhein- und Rhonekanal, an der Ill; die Eisenbahn von Strassburg nach Basel hat hier eine Hauptstation. Die Bevölkerung beläuft sich jetzt wohl weit über 20 000 Einwohner. Das Fabrikwesen hat hier einen hohen Grad von Vollkommentheit erreicht und die Stadt zu einer der wichtigsten Frankreichs erhoben. Das neue Quartier ist riech an herrlichen Gebäuden; das grösste ist das der Société industrielle gehörige Haus, in welchem sich reiche Musäen befinden. - Von Mülhausen gescheht zuerst Meldung in dem Stiftungsbrief des Klosters von St. Stephan in Strassburg von Jahre 717, wo Mülhausen unter die Güter dieses Klosters gerechnet wird. Augsutiner-Einsiedler hatter vor der Bildungs des Ordens an der Ill ein Haus und eine Mühle gebaut und, nach einer alten Ueberlieferung, dem Orte Ursprung und Namen gegeben; Im Jahre 1789 wurde die Stadt mit Frankreich vereinigt, nachdem sie bis zu dieser Zeit einen kleinen Freistaat gebildet, der zu der Schweiz gehörte. Sie ist die Vaterstadt des berümten Mathematikers und Astronomen Joh. Heinr. Lambert, dessen Denkmal auf dem kleinen Platze steht, der jetz seinen Namen trägt.

Die Geisterheere

Published by Edelsasz under , on 05:55


Im Jungenberg Tief innen, da halten in Nacht und Graus,
Vom Zauberschlaf gebunden, zwei feindliche Herre Haus.
das eine weiss von Farbe, das andre in rotem Kleid,
Und beide hoch und stämmig, wie Riesen alter Zeit.

Sie schlafen tief und stille, doch wenn's im Lande gährt,
Wenn's Krieg und Aufruhr brütlet, da greifen sie zum Schwert;
Da holen sie die Schilde, die Speere rasch herbei,
Und reiten in's Gefilde mit wildem Kriegsgeschrei.

Und auf dem Nordfeld drüben, da ordnet sich der Graus,
Sie ragen über die Bäume des Hartwalds hoch hinaus.
Den Rothen stehn genübr der weissen Ritter Reih'n:
Das Banner rauscht im Winde, dier Hörner schmettern drein.

Jetzt schwenken sich die Flanken, der Kriegsruf hell erklingt,
Und in die Rothen Schaaren der weisse Heerzug dringt.
Hei ! wech ein Hau'n, welch Schlachten ! wie sprühn die Blicke Glut !
Das Nordfeld wird getränket von manchen Ritters Blut.

Der Sieg gehört den Weissen. In ungestümer Flucht
Das überwundne Kriegsvolk im Berge Rettung sucht;
Und Diesen nach die Andern, und wieder sinkt herab
Der Schlaf auf ihre Augen: 's ist stille wie im Grab.

- Sie schliesen schon seit Jahren, doch jüngst, an schwülem Tag,
Als auf des Nordfelds Auen ein Wandrer finnend lag,
Da bäncht's es ihn, als hör' er im Berge tief und bang
Ein wildes Schwertermetzen und dumpfen Schlachtgesang.

Fr. Otte

Mündlich und nach Petri: der Stadt Mülhausen Geschichten 1624. "Den 29 Aprillens dess Jahres 1506 hat mann im Nortveld "bey dem Jungenberg, einen gewaffneten gezeug, ohne haäupter, ganz "rot uund auff hochen rossen reitend, uund gegen demselben einen andern weissen heerzeug züechen geseen, welcher jehnen angegrieffen, "geflüchtiget, uund dis die hart hinein vervolget hat, darinnen sie so hoch gescheinen, dass sie oben über die bäum ausgangen seind "u.z.w." - Die erzählte Sage scmiegt sich mehr an die mündliche Ueberlieferung.
Der Jungenberg ist ein Hügel bei Rixheim, dessen obern Theil eine schöne, Hrn. Zuber, Sohn, gehörige Gartenanlage ziert; der untere ist der Eisenbahn von Basel nach Strassburg durchschnitten.
Das Nordfeld, eine grosse Ebene vor dem Jungenberg.

Der Knabe von Hüningen

Published by Edelsasz under , on 05:21

Hüningen ist ein berühmter Ort,
Hatt' ehmals Gräben, Wäll' und Mauern;
Die festen Werk' sind alle fort,
Sie hätten können länger dauern.

Die Stadt war einst so schrenckenvoll,
Wie später nicht vor Nordens Heeren;
Ihr bracht' ein Wolf, ungehend toll,
Auf Anger und Weide gross Zerstören.

Er trank der Schaf' und des Hirten Blut,
Sprang untern Wall auch auf die Städter,
Sie starben kläglich an der Wuth;
Da war viel Beten, keiner Erretter.

Schlüpft' einmal in der Früh hinaus
Der schönste Knab', der wollte spähen;
Er musste gleich den harten Strass
Mit dem Wolf, der lechzend Art, bestehen.

Das Unthier fiel den Kühnling an,
Dass Hände straff den Pelz ihn fassen.
Jetzt schon berührt vom giftigen Zahn,
Will er's doch nicht entrinnen lassen.

Zur Schildwach' an die Brücke schallt
Des Knaben Ruf: "Ziel' auf den Würger,
Ich halt' ihn fest. "Die Flinte knallt;
Sie traft geschickt und nicht den Bürger.

"Der Wolf ist todt. O braver Mann,
Du siehst, ich bien von Scheusal blutig.
Dein Pulver nur mich heilen kann,
Ziel jetzt auf mich und feure muthig."

"Du Heldenbub, dir soll geschehn
Was rühmlich, schrie der Wehrmann bieder,
Sollst nicht als Toller sterben gehn."
Der Schnurrbart legt' den Jüngling nieder.

Ach, Einem brach das Schicksal arg
Den künft'gen Stab der Greisenjahre !
Der Vater lächelt' auf den Sarg,
Viel Mütter weinten um die Bahre.

August Lamey


Die Schlacht bei Volkensberg

Published by Edelsasz under on 04:52

Bei Volkensberg erklierren Waffen
Mit dumpfen Klang um Mitternacht;
Man sieht sich aus der Erbe raffen
Germanenvolk in wilder Macht.

Die Augen funklen hell, die blauen,
Das Urell fliegt um's falbe Haar,
Und brüllend stürmt durch Wald und Auen
Die unbesiegte Heldenschaar.

Auf Wagen sitzen stumm die Frauen,
Die Kindlein wiegend in dem Arm,
Und nach den fernen Bergen schauen
Sie Unheil ahnend voller Harm

Mit Keul' und Speer stehn die Vangionen,
Triboker, Markomannen wild,
Die Cäsar's stolzen Legionen
Entrissen manches Adlerbild.

Arvest durchfliegt die Glieder stürmend:
"Schild auf ! der Freiheit gilt der Streit !"
Und Schild auf Schild zum Dache thürmend
Klirrt's dröhnend durch die Gauen weit.

Die Römer nahn; die Adler blitzen,
Es donnern die Legionen an,
Sie brechen durch des Schilddachs Ritzen
Sich, fliegend, eine blut'ge Bahn.

Wohl liegt von Keuleswucht getroffen
Manch Römerhaupt im heissen Sand,
Doch die Germanen, ohne Hoffen,
Fliehn rings zerstreut weithin in's Land.

August Stöber


Volkensberg oder Folgenspurg ist ein Dorf im Oberelsass, Canton Hüningen, an der Strasse von Basel nach Mümpelgard. - Nach Anderen fiel die Schlacht bei dem ehemaligen Frauenkloster St. Apollinar vor. "Kaiser Napoleon (précis de guerre de César. Paris, 1836, S. 35) setzt das Schlachfeld in die Gegend von Belfort. Hr. Benner, in Modenheim, vermuthet, es seie der sogenannte rothe Räder Hubel bei Mülhausen." Strobel, a. a. D. TH. I, S. 34 Nach Câsar Angabe war der Ort fünftausend (oder einer andern Lesart zufolge fünfzigtausend) Schritte von Rhein entfernt.

Die elsässische Sage

Published by Edelsasz under , on 04:34

"Das muss das land der Sage sein
"Am Wasgau und am Rhein !"
Es klingt herab die Felsenwand,
Die Welle trägt's zum Strand.

Im Uferschilfe lispelt leis
Manch alte Liedesweif';
Es läuten von der Bergkapell
Legenden rein und hell.

Und tief im Schlossgemäuer lauscht
Der Geist wenn's oben rauscht,
Hat sich dem Sarge still entrückt,
Das Schwert zu Hand gezückt.

Auf, Sage, denn ! im Abendduft
Geh' zu der Helden Gruft,
Zu Flur und Wald, zu Berg und Thal,
Weck' Leben allzumal !

Sing' wo ein Wanderbursche frisch
Raft hält im Waldgebüsch !
Sing' wo im Fischerkahn gewiegt
Ein Knab' vorüberfliegt !

Sing' wo verschlungen steht ein Paar,
Sich blickt in's Auge klar !
Sing' wo an kühler Quellenfluth
Ein kecker Jäger ruht !

Wo Mägdlein drehn die Spindel sein,
Spinn' goldne Fäden drein !
Und wo im Stillen weint ein Herz,
Nimm tröstend ihm den Schmerz !

So geh' durch's Land, ein Wunderknab',
Mit reicher Dichterhab',
Und sing' durch jeden trauten Ort
In hellen Tönen fort.

"Das muss das Land der Sage sein
"Am Wasgau und am Rhein !"
Es klingt herab die Felsenwand,
Die Welle trägt's zum Strand.

August Stöber

Den Namen Elsass bekam das Land im stebeuten Jahrhundert von seinen Einwohnern, die den Namen Elisazari erhalten hatten. Nach der angenommenen Erklärung heisst dieses Wort Bewohner des Illgebietes (Ill, Ell, Alsace und Sassen). Vielleicht wäre es auch in Eli-Sazari zu trennen, in welchen Fall es dann Landsassen von allerlei Herkunft bedeuten würde. S. Strobel, Vaterländische Geschichte des Elsasses, Th. 1, S. 9.

Vogesus

Published by Edelsasz under , on 03:30

Riese mit der Eichenkrone,
Mit der Tannen dunkelm Kranz,
Blick in deinem Götterglanz
Huldvoll von dem Wolkenthrone !
Lass' in heil'gen Felsenhallen
Deines Sängers Lied erschallen,
Vogesus !

Gleich den ernsten Runensteinen
Spricht das graubemooste Maal,
In der Dämm'rung bleichen Strahl,
Still hervor aus deinen Hainen;
Dich belebt die fromme Sage,
Eine Welt erloschner Tage
Hüllest du.

In des Thales niedern Fluren
Wogt umher der Menschen Thun,
Die nicht rasten, die nicht ruh'n;
Zu der Dichtung gold'nen Spuren
Führest du durch Schauerklüfte
Durch des Abgrunds öde Grüfte
Still dahin.

In den goldumsäumten Lüften
Schlägt verjüngt das wunde Herz;
Leise schwinden Gram und Schmerz
Von den waldumkränzten Triften;
Friedensengel segnend schweben,
Wo sich deine Berge heben,
Vogesus !

Blaue Glöcklein blüh'n im Moose,
Gelbe Blüthen an dem Strauch;
Labend weht der Freiheit Hauch !
Aus geheimnissvollem Schoose
Wiegt sich in krystall'ner Helle
Deiner Bächlein Silberquelle
Froh dahin.

Und der Heerden laut Getümmel
Tönet in der Vögel Chor;
Von den Felsen schwingt empor
Sich der Adler zu dem Himmel,
Badet sich in Sonnengluthen,
Grüsst dich aus den Aetherfluthen
Kühn herab.

Und ein seliges Beginnen
Reget sich in dem Gemüth
Das von süsser Ahnung glüht;
Auf der Höhe Purpurzinnen;
Deiner Berge Felsenkette
Wölbet sich zur Tempelstätte
Ringsumher.

Und die gold'nen Sterne neigen
Sich um deinen Scheitel hin;
Mondumglänzte Nebel zieh'n
Wie ein frommer Geisterreigen;
Wie verklärt glüh'n deine Wiesen,
Berg der Väter, sei gepriesen,
Vogesus !

Ehrenfried Stöber.

http://www.celtnet.org.uk/gods_v/vosegus.html

Wasgau, Vogesen, Wassichin (das Auerochsengebirge), das Gebirge von dessen östlichen Rücken, das Elsass sich hinzieht bis zu den Ufern des Rheins. Im sechszhnten Jahrhunderte stand noch in Bergzabern ein römischer Altar mit der Inschrift: Vosego

Das Rheintal

Published by Edelsasz under , on 03:16

Stoss an, mein Freund, das Rheinthal das soll leben !
Vor langen, langen Zeiten war's ein See,
Das ganze Rheinthal war ein See, Juhe !
Und heute wächst so guter Rheinwein da !
So guter Rheinwein da, Viktoria !
Stoss an, mein Freund, das Rheinthal das soll leben !
Hoch!

Vor langen Zeiten war's ein wüstes Meer.
O Barbarei ! Nur Fische kreuz und quer !
Und heute sind so schöne Mägdlein da !
So schöne Mägdlein da, Viktoria !
Stoss an, mein Freund, das Rheinthal das soll leben !
Hoch!

Nur dumme stumme Fische, lieber Gott !
So dumme stumme Fische ! welcshe Roth !
Und nun so herrlich Singen ! Trallarah !
So herrlich Singen ! Hei ! Viktoria !
Stoss an, mein Freund, das Rheinthal das soll leben !
Hoch!

Ihr hohen Münster ! Und ihr Schlösslein, ihr !
Du städtereiches, schönes Luftrevier !...
Bei Bingen brach es durch, bei Bingen, ja !
Soll leben Bingen, hoch ! Viktoria !
Stoss an, mein Freund, das Rheinthal das soll leben !
Hoch!

Karl Candidus.

(Siehe auch die Sagen von Tännchel und dem Bastberg bei Buchsweiler)

Die Sage, dass das Rheintal von Basel bis nach Bingen, zwischen der Vogesenwand und dem Schwarzwald, vor uralter Zeit ein unermesslicher See gewesen, ist beinahe allgemein anerkannt und sehr verbreitet. Der Poeste ist sie willkommen und die Geologie gibt dem Glauben Winke und Beweise aller Art. Besonders eingewurzelt ist dieselbe zu Rappoltsweiler für die grosse Tännchel oder Tännichelmauer, zu Guebersweiher und Pfaffenheim, wo eine grosse Felsenkette sich starr hin bis zum Wallfahrtsort Schauenberg erstreckt; auch der Männelstein auf dem Odilienberg wird hier in Betracht gezogen. Da haben überall alte Leute von ihren Altvätern, und diese von den ihrigen, die Kunde von starken Eisenringen vernommen, die in die Felsen eingekittet waren und die man noch gesehn haben will: Ringe, an welchen einst die Schifftaue befestigt wurden. Der ehrwürdige, in Kolmar verstorbene Vater Metzger, Mitglied des Ober-Consistoriums aufsburgischer Confession, besass einen Untersuchungsaft wo die Sache auf eine ganz gerichtliche Weise verhandelt wurde; Zeugen wurden abgehört, die bestätigten entweder die Ringe selbst gesehn, oder davon gehört zu haben. - Siehe Statistique générale du Haut-Rgin, par A. penot. Mulh. 1831, p. 406 - Erwinia, zweite Jahrgang, S. 372.

Einleitung

Published by Edelsasz under on 16:06

Die Natur hat die Rheinlande und in ihnen das Elsass zu einem der schönsten Landstriche des mittlern Europa's gemacht; die Geschichte zeigt es uns durch alle Zeitläufe hin, als einen der bedeutendsten Punkte; die Sage, ihre Zwillingsschwester, die hier noch, im Gewande teutscher Sprache, aus der fernsten Vorzeit Hand in Hand mit ihr bis in die Gegenwart herüber schreitet, macht es zu einem poetischen, romantischen Gebiete.
Wenn das Rheinland überhaupt, vor vielen andern Gegenden, der Schauplatz welthistorischer Begebenheit gewesen, so war das Elsass darin stets einer der wichtigsten Theile. Es ist eng mit ihm verwachsen, und höchst lückenhaft wären die Geschichte und Sage des Rheinlands, wollte man der Elsässischen nicht eine bedeutende Stelle einräumen.
Die teutsche Sage reicht wohl schwerlich in einem Landstreiche weiter in die Ferne der Jahrhunderte, als im Elsass, den an der Pforte steht ein mystischer Held des Alterthums, der vergötterte Herkules, der auf seinen weiten abenteurlichen Fahrten auch die Gauen der Alsa berührte. (S. die Sage von der Herkules-Keule.) - Die römische Periode ist durch die Schlacht bei Volkensberg ober bei St. Apollinar, an der Schweizergränze (58 Jahre vor Christi Geburt), nach welcher Ariovist sich vor Cäsar's Legionen auf einem Rachen über den Rhein flüchte musste, bezeichnet; so wie durch Martius und Gallus (von August Lamey), in welcher Sage das Christenthum über das Heidenthum siegend in das Elsass bricht. - Auh Hoh-Geroldseck sind die Helden Ariovist, Herman, Wittekind und der hörnen Siegfrit gebannt, und werden einst, wenn das Land in höchster Noth, mit ihren schlummernden Schaaren aus den Felsenklüsten erstehen (Ferrand's Sage, nach Moscherosch.) - Atila, die Gottesgeissel, verwüstet 451 das Elsass, zerstört Argentorat, und macht sich durch dasselbe eine blutige Strasse nach Gallien. (Strassburgs Wappenschild.) - Der fränkische König Dagobert nimmt Sankt Florentin's Hilfe für sein krankes Töchterlein in Anspruch. - Karl der Grosse gefällt sich an den waldumrauschen Ufern des Rheins und der Ill des Waidwerks zu pflegen und baut der heiligen Irmingart das Kloster Erstein. Sein schwacher, unglücklicher Sohn, Ludwig der Fromme, unterilegt auf dem Lügenfelde dem doppelten Verrath seiner Söhne und des Pabstes. Karl's Neffe, der vielbesungene Roland, wandelt noch in stillen mondbeglänzten Mitternächten, mit seiner geliebten Emma, auf den Höhen des Münsterthals. - Karl der Dicke hält 888 zu Kirchheim einen Landtag und lässt seine, der Untreue angeklagte Gattin Richardis, für die der Graf von Andlau ritterlich kämft, die Feuerprobe bestehen. - Kaiser Heinrich II, der Heilige, besucht das Münster (das hölzerne), findet Wohlgefallen an der frommen Sitte der Chorherren, will Scepter und Krone niederlegen, um selbst in ihre Reihen zu treten, und stiftet die Chorkönigspfründe. - Im jahr 1015 legt Bischof Werinchar oder Werner von Habsburg den Grundstein des jetzigen Münsters; fortlaufende Sagen verfolgen und verherrlichen den Bau des Riesenwerks. - Im Jahr 1200 wird dem Grafen Hugo von Egisheim ein Knabe, Bruno, geboren, der nachmalige Pabst Leo IX (zwei Sagen). - Im jahr 1262 hilft Rudolf von Habsburg, Strassburgs Stadthauptmann, den bösen Bischof Walther von Geroldseck besiegen. - Im Jahr 1349 durchziehen Schwärme von Geisslern oder Geischelfahren das Elsass und singen ihre von den Chronicken aufbewahrten "Leisen". - Kaiser Sigismund findet sich 1418 recht behaglich in der gastlichen Reichstadt Strassburg, und entblödet sich nicht mit den Bürgerfrauen und Mägdlein baarfuss, im leichten Mantel, durch die Stadt zu tanzen und sich von ihnen beschuhen zu lassen. - Joh. Gutenberg, aus Mainz, erfindet 1440 sie Buckdruckerkunst in Strassburg. - Geiler von Kaisersberg (gest. 1510) erhebt, als ein Johannes der Reformation, in den weiten Hallen des Münsters seine Donnerstimme, die oftmals Maximilian I erschüttert, und legt sich unter die steinerne Kanzel zum Todesschlafe nieder, bevor er das von ihm verkündigte Licht geschaut hat. - Der Reformationszeit gehören die Gedichte Karl der fünfte und Sturm von Sturmeck, und der Ueberfall auf der Feste Lützelstein, durch Franz von Sickingen, an. -Der Bauernkrieg beginnt 1525 im Elsass, ihm ist von R. Candidus ein ächt-kräftiges Volkslied gesungen. -Schon Fischart besang in treuherzigen Tone die Fahrt der Zürcher mit dem warmen Hirsebrei (1576), aus den schönsten Zeiten unsers reichstätischen Lebens; wir entlehen ihm "die Ankunft der Zürcher in Strassburg". - Die Hugenotten flüchten sich nach der Aufhebung des Edits von Nantes (1685) durch das Elsass, sie bauen hier unter andern das Dorf Ueberach, wo noch jetzt alle Bauern französische Namen tragen; jedoch haben sie später die katholische Religion angenommen. - Der jüngern Zeit, "wo der Bichtkunft malerische Hülle sich nicht mehr lieblich um die Wahrheit schlingt", sind zwei Gedichte geweiht, sie besingen Oberlin, den Patriarchen des Steinthals, und Göthe (Münstersage), der dem Elsasse einige Zeit lang angehörte.
So zieht sich durch alle Jahrhunderte hindurch der goldne Faden der Sage, bald hell und lieblich wie Aeolsharfengetöne fliegend, bald von Sturmakkorden durchrauscht, bis in die neuere Geschichte. Und so ständen den zwei Heroen an den beiden Endpunkten der Alsasage, zwei, obgleich verschiedenartig, vergötterte Riesenbilder - Herkules, das Urbild der physischen Kraft, - Göthe, der Heros der neuern Poesie.
Wenn sich an das Elsass die grössten Namen und Begebenheiten der Geschichte knüpfen, voll poetischer Momente, um besungen zu werden, so erschliesst sich auch in demselben der ganze Kreis der mittelalterlichen Wunder: Seegeister und Brunnennixen, Feen, Zauberinnen, Gnomen, Riesen und Zwerge, Heren, Ahnfrauen, schlafende Kriegsheere, gebannte Geister, zu Schutz und Trutz, zu Neck und Schreck dem einsamen Wandrer, Teufel und Heilige - regen sich in den Wäldern, auf Bergen, in Thälern, an Seegestaden, in Burgtrümmern und Klostermauern. Dei Legende des Elsasses gibt die Namen der Heiligen: Maternus, Florentin, Arbogast, Valentin, Theobald, Dionysius, Attala, Odilia, Irmingart, Richardis u.s.w., welche Dichtungen geweiht sind.
Was den Raum betrifft, in welchem sich die Sagen bewegen, so unfallen sie das ganze Elsass. In der Nähe der Schweizergrenz, unweit den Illquellen beginnend, ziehen sich die Sagen am Rheine, durch die Ebene hin, besonders aber längs dem Wasgau, sich an die Lauter, welche das Elsass von der Rheinpfalz scheidet. Der Wandrer, dem dies Buch als poetischer Wegweiser dienen möchte, wird nicht wohl einige Stunden durch unser Land gehen können, ohne an einen von der Sage besungenen, durch Dichtung oder Geschichte verherrlichten Ort zu kommen; ja in manchen Gegenden vereinigen sie sich in zahlreichen Gruppen der seltsamsten Bestandtheile.
Einige der vorzüglichsten Dichter haben aus den elsässischen Sagenkreisen Stoffe zur Dichtung gewählt: vor allen Schiller, dessen "Sang nach dem Eisenhammer" uns angehört, eine elsässischer Hammerschmied hat dem Dichter die Sage in Jena erzählt, und noch lebe im Munde des Volks in den Thälern hinter Zabern; ferner Hans Sachs, M. Wolfr Spangenberg, Achim von Armin, Chamisso, Uhland, Rückert, Simrock, Ferrand, I. F. v. Meyer, Manfred A. Schnezler, Lührs und Andere.
Von Allen Sagen sind die Odilie und das Riesenspielzeug am Häufigsten bearbeitet worden. - Reiche Ausbeute gaben die vaterländischen Sänger: Fischart, Pfeffel, Ehrenfried Stöber, Charlotte Engelhardt, geborne Schweighäuser, A. Lamey, G. Dürrbach, Fr. Otte, R. Candidus, D. Hitz, Chr. Hackenschlidt, Gust. Mühl (sonst. H. Ottmar), Theod. Klein (sonst R. Wild), Adolf Stöber. Den neun Letztgenannten verdankt der Herausgeber, der selbst viele neue Stoffe behandelt hat, den grössten Theil der ungedruckten Sagen. Frisch und hell zu den Tönen der neuern Dichter stimmen die eingesteuten Sagenklänge der alten Volkslieder und helfen das Bild vollenden.
Auf die Sagen folgt, als Zugabe, eine reiche Lese jener leiblichen, oft so naïven, frischen, phantasievollen oder schmerzhaften und witzigen elsässischen Kinder und Hausliedchen, Sprüchlien und Spielreime, die jeder im Elsass Erzogene aus dem golden Zeitalter der Kindheit kennt und die sich bis jetzt nicht anders als von Mund zu Mund fortgeplänzt hatten.
Den Schluss der Sammlung machen Anmerkungen, welche topographische, geschichtliche und literarische Nachweisungen geben werden.
Eine gewiss allgemein willkommen geheissene Ausschmückung des Buches sind die von Herrn Historienmaler J. Klein so sinvoll und mit so vieler Poesie aufgefassten Umrisse, die Herr Karl August Schuler, mit dem ihm eigenthümlichen Kunstfleisse in Stahl gestochen hat.

Buchsweiler, Frühling 1840

Der Herausgeber


Published by Edelsasz under on 15:32
Es ward von unsern Vätern mit Treue uns vermacht
Die Sage, wie die Väter sie ihnen überbracht,
Wir werden unsern Kindern vererben sie auf's neu :
Es wechseln die Geschlechter, die Sage bleibt sich' treu

Adalbert Chamisso
 

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